Die Jagd nach einem Connery-Nachfolger

Die Jagd nach einem Connery-Nachfolger

Ian Flemings neuntes Agentestück «On Her Majesty’s Secret Service» erschien im April 1963. Ursprünglich war dessen Verfilmung im Anschluss an «Goldfinger» (1964) geplant. Daraus wurde nichts. Zwei Mal verschob man «On Her Majesty’s Secret Service», bis der Film schliesslich am 18. Dezember 1969 weltweit Premiere feiern konnte. Zwischen dem Erscheinungsjahr von Flemings Roman und dessen Verfilmung lagen also nur sechs Jahre. Aber es sind sechs Jahre, welche die westliche Gesellschaft auf den Kopf stellten.

Der Summer of Love 1967 hat die Welt komplett verändert. Männer trugen nun lange Haare und zerschlissene Jeans, radikale Feministinnen verbrannten BHs und Playboy-Magazine. Statt Vodka im Martini war nun LSD in der Kool-Aid-Brause und in westlichen Ländern hatte sich eine massive Protestbewegung herausgebildet, die praktisch täglich gegen den Krieg in Vietnam auf die Strasse ging. Aus den Kinderzimmern plärrte nicht mehr der harmlose Beatles-Song «I Want to Hold Your Hand», sondern dröhnte das düstere «Gimme Shelter» der Stones. Es war der erste grosse gesellschaftliche Paradigmenwechsel seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Hatte James Bond als patriotischer Kampfgorilla des konservativen Establishments ausgedient? Ur-Bond Sean Connery hatte nach «You Only Live Twice» (1967) das Handtuch geworfen. Man hätte also bei der Neubesetzung der Rolle in «On Her Majesty’s Secret Service» mit einer dem Zeitgeist angepassten Figur reagieren können. Folgerichtig stellte der designierte Regisseur Peter Hunt den Produzenten Harry Saltzman und Alfred Broccoli die Frage: «Do we want to become modern and have a long-haired one?» Man entschied sich dagegen. Man suchte «another Sean Connery type». Die Kontinuität der Figur war nicht verhandelbar.

Die Jagd nach einem Connery-Nachfolger konnte also losgehen. Mehr als 400 hoffnungsvolle Bond-Aspiranten wurden in den gängigen Bond-Disziplinen geprüft: Kiss, kiss, bang, bang. Darunter waren bekannte Namen wie Roger Moore (The Saint), Adam West (Batman) oder Oliver Reed (The Assassination Bureau). In die engere Auswahl kamen schliesslich John Richardson, Hans de Vries, Anthony Rogers, Robert Campbell und der gänzlich unbekannte Australier George Lazenby. Am 7. Oktober 1968 wurde Lazenby als neuer James Bond der Presse vorgestellt. Er sollte in «On Her Majesty’s Secret Service» als Nachfolger von Superstar Sean Connery in den Schweizer Alpen gegen die Organisation SPECTRE beziehungsweise gegen ihren Mastermind Ernst Stavro Blofeld kämpfen.

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